Hausarbeit Kunst und Terrorismus

Hausarbeit, Kunst und Terrorismus

Das Problem mit der Hausarbeit ist, dass sie im Gegenteil zur Kunst keine besondere Aufmerksamkeit erhält. Sie ist notwendig, fällt aber erst auf, wenn sie nicht erledigt wird.

Wenn der Müll stinkt, der Papierkorb überquillt, oder die Spüle vollgestellt ist, dann ist sie oft direkter Grund zur Aufregung. Sie bekommt sonst aber wenig Anerkennung.

Auch auf der Arbeit erledigen wir überwiegend Hausarbeit – regelmäßige Meetings, der jour fixe, wiederkehrende Reportings bis zur virtuellen oder tatsächlichen Fließbandarbeit. Erst wenn diese Routineaufgaben nicht erledigt werden gibt es Grund zur Aufregung. Dann gibt es Grund für das »Management der Exception«.

Aber es gibt auch gute Gründe zur Aufregung. Und zwar durch den Gegenspieler zur Hausarbeit, die Kunst.

Künstler hinterfragen Konventionen und damit die Routinearbeit. Dadurch fallen sie auf.

»Es dürfte eine der wichtigsten gesellschaftlichen Funktionen von Kunst sein, dass sie paradox die Regeln der gewohnten Ordnung dadurch ins Bewusstsein rücken, dass sie von ihnen abweichen.«

Fritz B. Simon, Radikale Marktwirtschaft

Zu den Künstlern zählen wir üblicherweise den Maler und Bildhauer, den Dichter und die Architektin. Von hier aus ist es ein kurzer Weg zu Film und Fotographie, Performance, Industrie-Design, Mode, Druck und Datenverarbeitung.

Hier endet es aber nicht.

Die neuen Künste

Seth Godin benennt zudem die neuen grundlegend persönlichen Künste: Das Unternehmertum, Customer Service, die Erfinder & Techies, Vermittler und die Führung.

Hinzu zählen können wir auch Eltern, Erzieher, Lehrer, Trainer, Therapeuten und Coaches die neue Lösungen für alte Probleme finden wollen.

Wir brauchen diese neuen Künste; und Künstler, die sie ausüben. Hier geht es nicht um bärtige Männer (oder Frauen) und komische Hüte. Es geht um Menschen, die Verantwortung übernehmen und sich darum kümmern, dass wir Neues wagen.

In einem Krankenhaus, in dem pro Jahr mehr als 1800 Kinder geboren werden, kann man von Routinearbeit ausgehen. Wenn Hebammen und Ärzte es aber schaffen auf jegliche Wünsche einzugehen und Moment zu Moment neu nach diesen Wünschen zu planen ist das für mich Kunst.

Ein Kundenberater, der selbst nach 100 Telefonaten den nächsten Kunden aufrichtig fragt wie es ihm geht ist eine Rarität.

Der Geschäftsführer, der sich immer wieder hinterfragt und Alternativen direkt erprobt ist ein Künstler.

»Verhalten, das bisher noch nicht da war, Ideen, die bisher nicht gedacht wurden (warum auch immer), Perspektiven und Sichtweisen, die neu sind und die kollektiven Wirklichkeitskonstruktionen  »irritieren«. Auf diese Weise werden alte, nicht hinterfragte Wahrheiten zunächst erst einmal bewusst, des Weiteren aber auch diskutier- und veränderbar.«

– Fritz B. Simon

Es gibt aber einen Unterschied zwischen Kunst und forcierter Veränderung. Denn auch Terroristen versuchen Veränderungen zu verwirklichen.

Dabei fehlt ihnen aber jegliches Gespür für vorherrschende Regeln. Zumindest zeigen sie es nicht. Stattdessen verbreiten sie Chaos und Schrecken wo ein Künstler geschicktere Methoden wählt.

Es ist keine Kunst, wenn sich die Dinge nicht ein kleines bisschen verändern. Und es ist keine Kunst ohne gute Absichten.

»It’s not art if the world (or at least a tiny portion of it) isn’t transformed in some way. And it’s not art if it’s not generous.«

– Seth Godin

Wohlwollen ist Mangelware, stattdessen überschwemmen durchschnittliche Produkte die Märkte. Das eröffnet Künstlern eine Chance. Möglicherweise, die einzig erwähnenswerte Chance.